25 Jahre TARGET e. V. – ein Krankenhaus für die Yanomami
2025 ist für TARGET e. V. ein besonderes Jahr: 25 Jahre engagierte Arbeit im Dienst der indigenen Völker und im Einsatz für den Schutz der Mädchen vor genitaler Verstümmelung. Zum Jubiläumsjahr kehrt der Verein mit einem außergewöhnlichen Projekt zu den ursprünglichen Wurzeln von Rüdiger Nehbergs Engagement für Menschenrechte zurück – zu den Yanomami. Sie sind das größte noch ursprünglich lebende und auch bekannteste indigene Volk Brasiliens. Ihre Heimat ist das größte Schutzgebiet im brasilianischen Amazonasregenwald: 9,7 Millionen Hektar ursprünglicher Urwald. Sie sind die Wächter dieses riesigen Ur-Gebietes und wir unterstützen sie darin. Es geht um die Zukunft der Yanomami-Kinder - und um die Zukunft der Kinder dieser Welt.
Rüdiger Nehberg – der Gründer von TARGET e.V. und langjährige Verfechter der Yanomami-Rechte – widmete sich schon zu Beginn seiner Arbeit in den 1980er Jahren dem Schutz dieses Volkes und ihrer einzigartigen Kultur. Heute, mehr als 40 Jahre später, setzt TARGET e. V. seine Arbeit mit einem zukunftsweisenden Großprojekt fort, das den Yanomami eine dringend benötigte, zuverlässige medizinische Versorgung bietet: Die Urwaldklinik Yanomami.
Das neue Krankenhaus, das im Yanomami-Gebiet entsteht, wird eines der größten und modernsten medizinischen Einrichtungen für indigene Völker in ganz Brasilien. Mit 160 stationären Betten und einem Team von 50 Fachkräften - Ärzte, Kinderärzte, Krankenschwestern, Laboranten, Mitarbeiter der indigenen Gesundheitsbehörde – wird es ein Zentrum für Gesundheitsversorgung und Prävention für die Yanomami.
Die logistische Unterstützung für dieses ambitionierte Projekt: Das Militär Brasiliens fliegt 550 Tonnen Baumaterial für TARGET kostenfrei in das abgelegene Amazonasgebiet, um den Bau überhaupt erst zu ermöglichen, denn es gibt schlicht keine andere Transportmöglichkeit.
Die Urwaldklinik wird Dreh- und Angelpunkt für über 10.000 Yanomami am Grenzgebiet zu Venezuela sein und ermöglicht ihnen, weiterhin in ihrer Heimat Regenwald leben zu können und diesen so zu schützen.
Platz für über 160 Patientinnen und Patienten sowie 50 Mitarbeitende - TARGETs Urwaldklinik Yanomami.
Die Yanomami sind die größte indigene Volksgruppe im Amazonasgebiet mit geschätzten 20-30.000 Menschen. Sie leben tief im Urwald im Grenzgebiet Brasilien/Venezuela. Ihre Lebensweise ist eng mit dem Regenwald verbunden, den sie seit Jahrhunderten für Jagd, Fischfang und Ackerbau nutzen. Ihre Kultur ist geprägt von besonderem Körperschmuck, traditionellen Ritualen und einer tiefen spirituellen Verbindung zur Natur. Die Yanomami leben in Rundhütten in oft großen Gemeinschaften und haben ihre Lebensweise und Traditionen über Jahrhunderte hinweg bewahrt.
Ihr Territorium erstreckt sich über rund 9,6 Millionen Hektar – eine Fläche, die das doppelte von Belgien umfasst. Es wurde zum Schutzgebiet erklärt und damit den Yanomami zur alleinigen Nutzung überlassen. Illegale Eindringlinge wie Goldsucher sowie die damit verbundene Zerstörung des Regenwaldes infolge des rücksichtslosen Goldabbaus stellten und stellen eine wachsende Bedrohung dar. Mit den Eindringlingen kommen Gewalt und Krankheiten wie Malaria oder Grippe, sie jagen das Wild, verwüsten mitunter die Felder und auch Ansiedlungen und zerstören damit die Lebensgrundlage der Yanomami-Gruppen in den Goldabbaugebieten. Irreversible Umweltschäden wie die massiven Belastung mit Quecksilber, das zur Goldgewinnung genutzt wird, sind schlicht eine Katastrophe für Mensch und Natur.
Aus dieser Katastrophe ergibt sich die nächste. Das ist der eingeschränkte Zugang zu medizinischer Versorgung. Für ernsthafte Krankheiten, oft von Eindringlingen eingeschleppt, für die die Ureinwohner keine Medizin kennen, müssen Kranke oft weite Strecken zurücklegen bis zu einer Krankenstation oder gar bis zum Krankenhaus in einer Stadt außerhalb ihres Gebietes. Die Stadt birgt jedoch weitere große Gesundheitsrisiken für diese naturgewohnten Menschen, die nur ihr traditionelles Leben kennen.